westfalium.de, 21. Juni 2022
Holzskulpturen und Zeichnungen der Beuys-Schülerin Rose Lichtenberger werden aktuell im Kunstraum Hof Scheer in Lippstadt-Hellinghausen gezeigt. Jede Skulptur wird auf ihre Essenz heruntergebrochen. „Man muss nur wissen, wann man aufhört», sagt die Verler Künstlerin, deren Ausstellung „Verwandlungen» noch bis zum 4. September zu sehen ist. „Essenza» hat ihren eigenen Raum. Ziemlich allein steht die geschliffene Holzskulptur mit dem Loch in der Mitte des kleineren Ausstellungsraumes. Sie könnte alles Mögliche darstellen, ein kaputtes Herz, einen Popo, einen Vogel. Die Interpretation ist der Fantasie des Betrachters überlassen. Von ihr ließ sich die Künstlerin, die aus Kleve am Niederrhein stammt und in den 70ern an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys studierte, in einer Symbiose von Natur und Lebewesen leiten. Die Lehre und die Ära Beuys haben Rose Lichtenberger geprägt, wie Gastgeberin Veronika Scheer-Gerken in ihrer Laudatio ausführte.
Vaterfigur Beuys
„Beuys war wie eine Vaterfigur für sie, der sie immer wieder zur konsequenten Auseinandersetzung mit der Kunst motivierte». Die Bildhauerin und Kunsterzieherin setzt sich mit Themen wie Holocaust, Kindesmisshandlung und Migration auseinander. In Hellinghausen werden ebenso leicht meditative Töne angeschlagen, doch orientieren die sich an der Fantasie. »Spießbock« oder »Nachteule«: Lichtenbergers Arbeiten sind einfach und klar. Stilisiert und reduziert in ihrer Gestaltung spürt der Betrachter: Genau so soll sie sein, die Skulptur. Das macht sie aus, nicht mehr und nicht weniger. Rose Lichtenberger sieht die Skulpturen als eine Erfindung von Form und niemals als eine Nachbildung von etwas. Es geht ihr um eine emotionale Stimmung, nicht die Abbildung des Vogels, sondern dessen Stolz. So hat sie die Zeichnung „Memento Mori» ihrem verstorbenen Mann Sascha gewidmet, der – ebenfalls Beuys-Schüler und Maler – im Friedwald begraben wurde.
Skulpturen und Zeichnungen
Im geräumigen Ausstellungsraum der alten Remise zeigen sich Objekte aus heimischen Hölzern wie Kirsche, Pflaume, Kastanie und Wacholder. Auch darunter sind drei Fabelwesen aus Baumheidenwurzel. Das verbrannte Bruyere-Holz stammt aus Portugal, wo die Künstlerin mehrere Wochen im Jahr verbringt und arbeitet. Im Winter macht sie sich an die Zeichnungen. Zu sehen sind filigrane Fabelwesen oder der Natur angelehnte Fantasiemotive, die aus der Corona-Zeit stammen und Titel tragen wie „Absturz» und „Sturm».
Adresse und Öffnungszeiten:
Galerie Kunst Raum Hof Scheer, Gieseler Weg 26, 59556 Lippstadt-Hellinghausen, Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung. Ansprechpartnerin ist Veronika Scheer-Gerken, Tel.: 0170/5840945, kunstraum.scheer@gmail.com